Sprichwort#
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem ander(e)n zu. In den Korpusbelegen kommt das Sprichwort genau gleich häufig mit den Formen 'keinem andern' und 'keinem anderen' vor.
Äquivalente in anderen Sprachen#
- Slowenisch: Kar ne želiš, da se stori tebi, ne stori drugemu.
- Slowakisch: Čo nechceš, aby ti robili iní, nerob im ani ty.
- Tschechisch: Co nechceš aby ti dělali jiní, nečiň ty jim.
- Ungarisch: Amit nem akarsz magadnak, ne cselekedd másnak.
Komponenten#
Bedeutung(en)#
Sagt man dafür, dass jemand andere Menschen so behandeln sollte, wie er selbst gerne von anderen behandelt werden würde. Die Aussage des Sprichworts kann auch negativ formuliert werden: Sagt man dafür, dass jemand anderen Menschen keine Dinge antun sollte, mit denen er selbst nicht konfrontiert sein möchte.[Beleg 1] [Beleg 2] [Beleg 3]
Gebrauchsbesonderheit(en)#
In bestimmten Korpusbelegen wird mit dem Sprichwort eine Mahnung zu moralisch oder ethisch korrektem Verhalten ausgedrückt: Jemand sollte seinen Mitmenschen keine Dinge antun, mit denen er selbst nicht konfrontiert sein möchte. [Beleg 4] [Beleg 5]In den Korpusbelegen wird das Sprichwort häufig
– als 'goldene Regel' in ethischen Fragen bezeichnet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel) [Beleg 6] [Beleg 7]
– als vereinfachte oder populäre Version von Immanuel Kants 'kategorischem Imperativ' bezeichnet. [Beleg 8] [Beleg 9]
Varianten#
Formvarianten#
Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem ander(e)n zu. [Beleg 10]Was du nicht willst, das man dir tu, das füg' auch keinem ander(e)n zu. [Beleg 11]
Was Du nicht willst, das man dir tu, das füge auch keinem ander(e)n zu. [Beleg 12]
Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem ander(en) zu. [Beleg 13]
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andren zu. [Beleg 14]
Ersetzung von Komponenten#
Was du nicht willst, dass /daß man dir tu, das füg auch keinem ander(e)n zu. [Beleg 15] [Beleg 16]Typische Verwendung im Text#
In den Korpusbelegen wird das Sprichwort häufig mit einem Ausrufezeichen markiert:»Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu!« [Beleg 17]
Belege#
[Beleg 1] (Abschnitt Bedeutung(en)):
Seit Tausenden von Jahren gibt es diese Weisheit: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu !
Jeder weiß, was ihm ganz sicher nicht gefällt: zum Beispiel frühzeitig sterben oder lebenslang behindert sein oder ein Kind durch Mord verlieren oder was sonst gerade Vergleichbares im Libanon oder in Israel und Palästina geschieht. Also sollte jeder auf seiner Seite darauf verzichten, so etwas herbeizuführen. BRZ06/JUL.07889 Braunschweiger Zeitung, 15.07.2006; Wer war zuerst da – die Henne oder das Ei?
[Beleg 2] (Abschnitt Bedeutung(en)):
Maria aus Kalabrien wehrt sich mit einem deutschen Sprichwort, als sie auf dem Schulhof angegriffen wird: " was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg' auch keinem andern zu ". sind Gastarbeiter Menschen "zweiter Klasse"? H85/QA1.05578 Lauber, Heinz: Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in Wort und Bild. - Villingen-Schwenningen, 1983
[Beleg 3] (Abschnitt Bedeutung(en)):
Die Handygeneration setzt bei der Konfliktbewältigung aber immer öfter auf die beliebte SMS [...] Musste einst in ewig währenden Diskussionen der langweilig gewordenen Beziehung ein Ende gesetzt werden, gibt es den Korb heute gern per Kurznachricht. "Das hat [...] wenig Stil [...]", findet der Benimmexperte. Zwar wahrt man so eher sein Gesicht als bei einer knallharten Abfuhr. Aber selbst im digitalen Zeitalter gilt die gute alte Regel: " Was du nicht willst, was man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu !" RHZ08/APR.00004 Rhein-Zeitung, 01.04.2008; Benimmregeln fürs Telefonieren
[Beleg 4] (Abschnitt Gebrauchsbesonderheit(en)):
In Bezug auf ausländische Mitbürger bemühte sich Grimm eines Kantschen Zitates: " Was du nicht willst, das man dir tut, das füg' auch keinem andren zu !", mahnte der Politiker. RHZ00/SEP.21595 Rhein-Zeitung, 29.09.2000; Grimm war nicht grimmig
[Beleg 5] (Abschnitt Gebrauchsbesonderheit(en)):
Die Forderung nach Öffnen der Retentionsräume am Oberrhein sei für sich genommen berechtigt, ihre Umsetzung für einen funktionierenden Hochwasserschutz unverzichtbar. "Das Handeln vor Ort muss aber diesem Anspruch an andere entsprechen, denn, was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg auch keinem andern zu ", mahnt Ottersbach. RHZ02/AUG.19398 Rhein-Zeitung, 27.08.2002; Vor der eigenen Türe kehren
[Beleg 6] (Abschnitt Gebrauchsbesonderheit(en)):
Sie ist überzeugt, dass die heutige Gesellschaft mehr und mehr nur noch durch Freiwilligenarbeit funktioniert.
Ausserdem wolle auch sie persönlich dereinst nicht im Pflegeheim von einem Roboter herumgeschubst werden. « Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu », zitiert sie die goldene Regel. A08/JUL.06776 St. Galler Tagblatt, 28.07.2008, S. 7; Erfüllend, aber anstrengend
[Beleg 7] (Abschnitt Gebrauchsbesonderheit(en)):
»Und gleich wartete er mit der goldenen Regel auf, die der Schlüssel ethischer Fragen ist: « Was du nicht willst, was man dir tut, füg keinem andern zu - oder anders rum, behandle andere so, wie du behandelt werden willst. A97/SEP.23368 St. Galler Tagblatt, 11.09.1997, Ressort: wv-wil (Abk.); Marketing und Ethik
[Beleg 8] (Abschnitt Gebrauchsbesonderheit(en)):
Nicht nur, dass Hubertus Heil das Fehlverhalten [...] mit der Populärversion von Immanuel Kants kategorischem Imperativ einzuordnen versuchte: „ Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu .” T08/AUG.00678 die tageszeitung, 05.08.2008, S. 2; Clements Herbst
[Beleg 9] (Abschnitt Gebrauchsbesonderheit(en)):
Seit Immanuel Kant gilt der "Kategorische Imperativ", der vereinfacht lautet: Was du nicht willst, daß man dir tu, das füg auch keinem anderen zu ! R98/DEZ.103573 Frankfurter Rundschau, 24.12.1998, S. 18, Ressort: FREIE AUSSPRACHE; Ärzte wollten sich mit Protest für Patienten einsetzen
[Beleg 10] (Abschnitt Varianten - Formvarianten):
Evas Lebensmotto lautet: " Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg' auch keinem anderen zu !" M06/NOV.88238 Mannheimer Morgen, 15.11.2006; Vorgestellt: Prinzessin Eva I.
[Beleg 11] (Abschnitt Varianten - Formvarianten):
Würden wir uns z. B. nur den einen Satz, der da lautet: " Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem andern zu " zum Begleitsatz in unserem Leben machen und ihn im täglichen Miteinander auch anwenden, so können wir bald staunend feststellen, wie reich uns das Umsetzen und Verwirklichen dieses Satzes im Inneren macht. N92/DEZ.46697 Salzburger Nachrichten, 17.12.1992; Ungarn ruft Notstand für die Donau aus
[Beleg 12] (Abschnitt Varianten - Formvarianten):
Diese Fähigkeit, Aggressionen ohne Gewalt zu bewältigen, kann nur dann gegeben sein, wenn das Kind schon früh gelernt hat, daß man nicht nur selbst, sondern auch der andere Leid empfindet: " Was du nicht willst, das dir man tu, das füge auch keinem andern zu ". N93/OKT.39736 Salzburger Nachrichten, 30.10.1993; Fehlende Herzensbildung und die Neigung zur Gewalt
[Beleg 13] (Abschnitt Varianten - Formvarianten):
Als Maßstab für alle Kulturen der Welt habe die goldene Regel zu gelten, " was du nicht willst, das man dir tut, das füg' auch keinem anderen zu ". T95/OKT.44766 die tageszeitung, 16.10.1995, S. 4, Ressort: Inland; Schöne Worte für Annemarie Schimmel
[Beleg 14] (Abschnitt Varianten - Formvarianten):
Ein Motto sollte jedem Autofahrer in den Ohren klingeln - ob er nun gern tatsächliche oder vermeintliche Drängler auf der Autobahn hinter sich schmoren lässt oder selbst andere mit der Lichthupe von der Straße zwingen will: " Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem andren zu ". L99/OKT.69351 Berliner Morgenpost, 06.10.1999, S. 30, Ressort: AUTO-MARKT; Sei schlau, mach mit, dann gibt es Wege aus dem Stau
[Beleg 15] (Abschnitt Varianten - Ersetzung von Komponenten):
Dr. Neumayer behandelt den außerschulischen Bereich. " Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg auch keinem andern zu !", soll eine gewaltfreie Lösung durch bessere und präventive Alternativen vorstellen. Eltern und Kinder oder Jugendliche werden dabei gleichermaßen miteinbezogen. NON08/OKT.11635 Niederösterreichische Nachrichten, 21.10.2008, S. 18; Eine Infotour zur Gewaltprävention
[Beleg 16] (Abschnitt Varianten - Ersetzung von Komponenten):
Die goldene Regel: " was du nicht willst, dass man dir tu’ , das füg’ auch keinem andren zu ", wurde mit solchen Vorstellungen ins positive gewendet: Leiste dem Anderen oder Nächsten, was du von ihm als Leistung erwartest. B02/APR.26321 Berliner Zeitung, 11.04.2002; Aufgebrochene Verkrustungen [S. 13]
[Beleg 17] (Abschnitt Typische Verwendung im Text):
Sie sollten daher jetzt die alte Weisheit des Volksmundes bedenken. " Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füge auch keinem anderen zu !" RHZ04/SEP.16244 Rhein-Zeitung, 17.09.2004; "Nur Delegierte entscheiden"
Weitere Belegsuche im Korpus#
Im Deutschen Referenzkorpus können über COSMAS II weitere Belege mit folgender Suchanfrage gefunden werden:
&was /s0 &wollen /s0 "nicht" /s0 keinem /s0 &fügen /s0 &zu
Übungen#
Zu diesem Sprichwort gibt es leider keine Übungen.Liste aller Sprichwörter
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